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1.13 Der krönende Abschluss

Aktualisiert: 6. Nov. 2022

Die Tata Burgen und Schlösser sind nun also dem Naturschauspiel von Feynes zum Opfer gefallen. Immerhin haben wir somit eine Überdosis von den ansehnlichen ungarischen Bauwerken verhindern können. Ein Letztes steht ja eh noch auf dem Plan und anscheinend ein Must-See in Ungarn, die international bekannte Erzabtei von Pannonhalma.


Ein Stellplatz nach Mass Nähe Bokod...

Zuerst machen wir aber noch einen Abstecher ins eher unbekannte, aber umso fotogenere Bokod, auch genannt das «schwimmende Dorf». Wir legen uns ganz in der Nähe erst mal in Position, um unser Objekt der Begierde am folgenden Tag in der warmen Morgensonne anzutreffen. Von Tata kommend liegt unser Übernachtungsplatz kaum eine Unimog-Stunde südlich und nur noch zirka 15 Minuten von den modernen Pfahlbauten von Bokod entfernt. Wir sind unsicher, wie

...umgeben von fantastischen Bäumen

gut und wie nahe wir an den See heranfahren können. Unsere Bedenken sind aber auch hier, einmal mehr, unbegründet, denn unser Alleskönner (FRAME) kommt doch überall durch, auch auf den kleinsten Strassen und Feldwegen. Auch eine Parkmöglichkeit ist im Handumdrehen gefunden und zwar genau dort, wo die sternförmig verlaufenden Stege zu den bunten Holzhütten führen. Fototechnisch gesehen goldrichtig.



Wir lernen Bela kennen. Er empfängt uns, als wären wir seit Jahren gut befreundet und als hätte er an diesem sonnigen Morgen nur auf uns gewartet. Diese überschwängliche Freundlichkeit macht uns schon fast skeptisch, den Bela lädt uns spontan in sein Haus ein und erzählt uns via Übersetzungs-App das Wichtigste über Bokod und sein Leben auf dem Wasser. So wird nun also dieser Lake Bokodi vom gegenüberliegenden Braunkohlekraftwerk geheizt. In anderen Worten wird der See als deren Kühlteich genutzt und somit steigt die Wassertemperatur in Folge der Abwärme des Kraftwerks. Wie gut die Natur damit zurecht kommt lassen wir hier mal offen. Aber «natürlich» ist hier eh nichts, denn der See wurde vor 60 Jahren extra für den erwähnten Zweck angestaut. Fakt ist, dass der See im Winter nie gefriert und die Fische vermutlich zum Kochen schon leicht «vortemperiert» sind, was ja wieder Kochenergie spart und somit voll im heutigen Trend liegt. In der kalten Jahreszeit vermag der Lake Bokodi dadurch auch schön zu dampfen. Ein fotogenes Schauspiel für sich. Ich glaube wir sollten im Winter nochmals wiederkommen. Schon Belas Gastfreundlichkeit wegen ist dies wohl eine gute Idee. Was uns Schweizer zuerst schon fast Unbehagen auslöste, erweist sich denn auch bis zum Schluss einfach nur als super nette ungarische Gastfreundschaft. Danke Bela!




Tausendjährige Geschichte: Erzabtei Pannonhalma

Am Mittag geht es dann gleich weiter nach Pannonhalma. Die Distanzen sind hier um ein Vielfaches kürzer als in Rumänien und wir werden heute sage und schreibe drei ungarische Attraktionen an einem Tag sehen können. Wir erblicken das mächtige Kloster schon von zirka zehn Kilometer Entfernung. Unsere Route führt uns durch von Bäumen gesäumte gerade Strassen und schliesslich hinauf zum Martinsberg. Für den Normalbesucher gibt es eine Parkgarage, für FRAME einen Freiluft-Parkplatz mit Weitsicht in die Talebene. Ein kurzer Fussmarsch durch Arboretum und Kräutergarten und wir stehen schon am Eingang des Benediktiner Klosters von Pannonhalma. Was in früheren Zeiten als Apotheke für die Mönche diente, beherbergt heute nun selten gewordene Kräuter und Sträucher direkt vor der Klosterpforte. Die vielen Jugendlichen auf dem Klosterhof lassen es uns erahnen, ein Teil des Pannonhalma Klosters dient heute als Internat. Den luxuriösen Autos der Internat Besucher nach zu beurteilen, sind diese Kinder nicht von «schlechten» Eltern. Unser Augenmerk gehört in den nächsten zwei Stunden aber dem Kloster. Um genau zu sein, hat es uns die Bibliothek besonders angetan. Der neoklassizistische Büchersaal umfasst heute etwa 400'000 Werke und Schriften inklusive das älteste Dokument in ungarischer Sprache, die Satzungen der Abtei vom Jahre 1055. Wie üblich ist es natürlich verboten, in solchen heiligen Hallen zu fotografieren. Die hier gelieferte Bild versteht sich entsprechend nur als sinnbildliche Abbildung von dem, was wir mutmasslich gesehen haben könnten….;-)


Faszinierende Bibliothek von Pannonhalma



Zu guter Letzt fahren wir im Anschluss an die imposante Tour am Martinsberg noch in die Bezirkshauptstadt Győr. Es soll unsere letzte Station in Ungarn werden und das ungarische Gulasch steht ja nach wie vor auf meiner kulinarischen Liste. Wir parken auf einem grossen Busparkplatz in nur 15 minütiger Gehdistanz zur Altstadt. In Städten sind wir ja sonst immer sehr vorsichtig und parken lieber auf Campingplätzen oder überwachten Parkplätzen. Jetzt bloss keinen Fehler machen und zum Abschluss der Reise noch unvernünftig werden, flashed es mir mal kurz durch den Kopf. Wie immer hören wir aber auf unsere innere Stimme und die sagt hier und heute: «Lasst gut sein, das passt schon hier in Győr.»


Györ Stellplatz am Stadtrand mit Blick auf's Grüne

Wir spazieren gemütlich über einen Deich parallel zur Mosoni Duna, der kleinen Donau und überqueren schliesslich die Raab, die der Stadt ihren deutschen Namen gab. Da stehen wir auch schon am Wiener Torplatz, am Rande der Altstadt. Unsere Gulasch Jagd führt uns heute ins Szegedi Halászcsárda, ein TripAdvisor gekröntes Restaurant mit ungarischem Ambiente. Hätten wir vorher schon gewusst, dass Halászcsárda übersetzt Fisch Taverne bedeutet, wären wir hier wahrscheinlich nicht gelandet. Wir dachten bei Szeged nur an den besten Paprika Ungarns und folgerten, dass hier auch das Gulasch entsprechend gut sein sollte. Zum Glück weiss man nicht immer alles im voraus. Obschon wir fast die einzigen Gäste in der Taverne sind, ist das Essen wirklich gut. Die Käsespätzle Beilage ein wenig schwer, aber insgesamt waren wir durchaus zufrieden, ein krönender Abschluss unseres Ungarn Abenteuers. Die Tage werden schon kürzer und als wir aus dem Restaurant kommen ist es bereits stockdunkel. Zeit, um zu unserem FRAME zurückzukehren. Den Schlummertrunk gibt es zuhause.


Am folgenden Tag geht es erst richtig auf Entdeckungstour in diesem Städtchen. Wir wählen den etwas längeren aber eigentlich schöneren Weg über die kleine Donau, dem Fluss entlang und nach zirka zehn Minuten über eine mächtige Stahlbrücke in die fussgängerfreundliche Altstadt. Auf der Suche nach unserer Lieblingssüssigkeit, dem ungarischen Baumstriezel, a.k.a. Kürtöskalacs, schlendern wir kreuz und quer durch den ansehnlichen historischen Stadtkern von Györ.



Kirche des Heiligen Ignatius von Loyola des Benediktinerordens von Győr

Street-Art am Györ Nationaltheater

Entgegen der widrigen Wettervorhersage bleibt es heute trocken, aber für die Jahreszeit und Lage einfach immer noch viel zu kühl. Die fotografische Ausbeute unseres Streifzuges hält sich aber trotz Wetterglück in Grenzen. Eigentlich haben wir noch ein paar Tage Zeit bis zum Ende unseres Ungarn Aufenthaltes, denn unser nächster Termin ist gleich hinter der Grenze, ein versprochener Besuch unserer neuen Bekanntschaft vom rumänischen Weingut LacertA.


Unimog Routine: Vorgelegeölwechsel nach 8K KM

Dann der unerwartete Anruf aus der Unimog Garage im Burgenland. Unser Termin von Montag wird auf morgen Freitag sieben Uhr vorverschoben. Es ist bereits 15 Uhr und wir sind mehr als unschlüssig, ob wir uns diesen Stress antun sollen. Zumal es sich bei diesem Werkstattbesuch «nur» um die erste routinemässige Kontrolle und natürlich der Instandsetzung der Klimaanlage handelt. Die Ungewissheit, wie rasch wir hier über die Grenze kommen werden und ob wir es wohl vor Einbruch der Dunkelheit schaffen können, lassen uns für einige Minuten zögern. Dann fassen wir uns ein Herz und entscheiden uns, unser Ungarn Abenteuer hiermit zu beenden. Wir fahren los in Richtung Österreich. Connie und Toni mögen es uns verzeihen, dass wir sie nicht besuchen kommen. Hoffentlich klappt es ja später, bei einem Treffen in der Schweiz.



Einsatz von Kupferpaste zur Hochtemperaturschmierung

In der Zwischenzeit hat Regen eingesetzt. Wir kommen aber gut nach Westen voran. An der Grenze fragt uns der Beamte wohl etwas verwirrt von der unüblichen Gestalt unseres Fahrzeugs; «Wie schwer ist denn das Gerät». Ich schlucke einmal leer. Hat er unseren liebsten FRAME nun wirklich mit «Gerät» bezeichnet? Für ein paar Sekunden überlege ich mir, ob ich ihn nun über «das Gerät» belehren oder ihn einfach ignorieren soll. Tatsache ist, dass hier ein Fahrverbot für LkW über siebeneinhalb Tonnen besteht. Zahlreiche Verkehrsschilder weisen darauf hin, da sie an diesem Grenzübergang hier in Deutschkreutz keinen Schwerverkehr haben wollen. Da wir ja als Wohnmobil zugelassen sind, zücke ich schlicht meinen Fahrzeugausweis, um den Grenzer von meiner Unschuld zu überzeugen. Und siehe da, so geschieht es. Schnell, wie eh und je an den Grenzen, die wir auf dieser Reise schon passiert haben, werden wir auch hier abgefertigt. Und das auch noch ganz ohne Grenzstau. Jetzt sind wir uns eigentlich sicher, dass wir es bis zur Garage in Hochneukirchen noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen können.


Die Heimreise durch Österreich werden wir nicht mehr im Detail bebloggen. In einem Satz gesagt, wir haben noch zahlreiche wunderschöne Erlebnisse und tolle Stellplätze. Eine Übernachtung am Silbersee (Winnetou war leider nicht zuhause…) und die Fahrt über den 2'500m ü. M. gelegenen Grossglockner, wie auch ein paar Tage bei schönstem Wetter in Salzburg waren wie eine Zugabe zum krönenden Abschluss unserer Jungfernfahrt.


Fazit: Reiseabenteuer, wie wir sie mit unserem Expeditionsfahrzeug erleben dürfen, sind einmalig, faszinierend und inspirierend. Daher ist für uns «nach der Reise» auch gleich wieder «vor der Reise». Kaum sind wir Mitte Oktober zuhause angelangt, zieht es uns auch schon wieder in die Ferne. Kommt mit uns auf unser nächstes Abenteuer, zur Überwinterung in den Dünen Marokkos.


Nächster Blog: 2.1 Aufbruch nach Marokko



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