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2.11 Rückreise entlang der Atlantikküste

Aktualisiert: 1. Nov. 2023

Marokko haben wir nun also nach drei Monaten endgültig hinter uns gelassen. Was für fantastische Abenteuer konnten wir in diesem bezaubernden Land erleben. Wir sind zu tiefst dankbar über all die schönen Naturerlebnisse und inspirierenden Kontakte zu den gastfreundlichen Menschen. Irgendwie natürlich auch froh, dass alles gut und ohne (nennenswerte) Zwischenfälle verlaufen ist. Insbesondere steigt auch unser Vertrauen in die Technik unseres FRAME Expeditionsmobil mit jedem Abenteuer und jedem Streckenkilometer. Wir haben von Technik ja beide keine wirkliche Ahnung und trotzdem konnten wir kleine Probleme immer mit gesundem Menschenverstand und notfalls mit Hilfe aus der Ferne lösen. Selbst als wir in der Wüste komplett festzustecken schienen, haben wir uns aus eigenen Kräften wieder auf die Strecke zurückbringen können.


Gruppenkuscheln mit Freunden...

Nach Ankunft der Fähre in Algeciras fahren wir zum vereinbarten Treffpunkt mit Jacqueline und Dirk zirka zwanzig Kilometer der Küste entlang Richtung Osten. Die beiden haben hier sozusagen über eine Woche «auf uns gewartet», so schön soll ihr Stellplatz am Meer sein. Wir schaffen es gerade noch knapp vor dem Eindunkeln und stellen uns gleich zwischen unsere Freunde und einen weiteren Overlander Truck. Wir sind ja sonst nicht so sehr für's Gruppenkuscheln (das enge beieinander stehen, wie sonst nur auf einem Campingplatz üblich), unsere alten und neuen Freunde haben aber für die kurze Dauer unseres Besuchs ihr explizites Einverständnis gegeben. Wir freuen uns sehr auf dieses Wiedersehen und bleiben daher auch den nächsten Tag an diesem Strand mit Blick auf den Felsen von Gibraltar.


oben links: Stellplatz mit Blick auf den Felsen von Gibraltar

oben rechts: nach 90 Tagen Afrika nun wieder Europäischen Boden unter den Füssen

Es ist jetzt anfangs März und wir haben noch ziemlich genau fünf Wochen Zeit, um wieder zurück in der Schweiz zu sein. Das ist genug, um nicht den kürzesten Weg einzuschlagen, also planen wir spontan einen kleinen Umweg über Portugal und Nordspanien, welche für uns beide so gut wie Neuland sind. Das sind dann immer noch gut und gerne dreieinhalbtausend Kilometer Rückreise, wohl ein Abenteuer für sich.


Neben den schroffen Küsten entlang des Atlantiks sind im gegebenen Zeitrahmen Sevilla, Lissabon, Porto, Santiago de Compostela und Bilbao für uns sehenswert. Ob wir danach auch noch die Weinregionen Bordeaux und Burgund einschliessen, lassen wir heute mal noch offen. Eine Nacht im Jura soll aber unsere fünfmonatige Reise schliesslich abschliessen.

Es ist Mittag und wir haben bereits über hundert Kilometer absolviert, um bei unserem Drohnensitter Iulia meine DJI Air 2S in Benalmadena wieder abzuholen. Wir sind uns nicht wirklich schlüssig darüber, ob wir die Drohne nicht doch besser nach Marokko mitgenommen hätten. Gelegenheiten, um fantastische Luftaufnahmen zu machen, gab es fast täglich. Ob sie dann aber schliesslich vom Scanner oder dem triefenden Rex doch noch entdeckt worden wäre? Wir werden es nie wissen.


Region Ardales am Olivenhain mit Blick auf den See

Nach Malaga führt uns unsere Strecke zurück in nordwestlicher Richtung auf Schnellstrassen, auf denen wir unsere freiwillige maximale Geschwindigkeit von 80 km/h voll ausfahren können. In der Region Ardales suchen wir uns einen geeigneten Platz zum Übernachten und stellen uns schliesslich zwischen Olivenbäume mit Blick auf den Embalse del Conde de Guadalhorce. Wir gewöhnen uns nur langsam und ungern an die Tatsache, dass es zurück im spanischen Frühling wieder viel mehr Wohnmobile gibt, als im marokkanischen Winter. Umso mehr nutzen wir jetzt wieder unsere Fähigkeiten, auf steilen unwegsamen Wegen zu unseren Übernachtungsmöglichkeiten zu gelangen. So auch hier auf einer nördlich von El Morenito in den See hinausragenden Landzunge. Die Weissware auf dem Park4Night Platz sehen wir nur in weiter Ferne nahe der Hauptstrasse ;-)


Fatbikes kommen wieder einmal zum Einsatz

In Sevilla stehen aber auch wir wieder im Hort der vielen Reisenden. Ein von der Gemeinde Castilleja de Guzman explizit freigegebener Ort für Camper Vans mit einmaliger Aussicht über die Stadt. Was für ein Privileg. Frühmorgens sehen wir Sevilla unter einer dicken Nebeldecke. Nur der Torre Sevilla ragt daraus hervor. Es wird Zeit unsere Fatbikes wieder einmal zu richten und runter geht's ins Stadtvergnügen. Stadtentdeckungen mit den E-Fatis sind fast ausnahmslos schöner als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, da wir viel näher am Geschehen sind und die Stadt so besser spüren. Das ist in Sevilla aber für einmal nicht wirklich der Fall. Die Stadt ist ok, aber entspricht irgendwie nicht unseren Erwartungen. Nachdem wir die für uns relevanten Sehenswürdigkeiten abgespult und uns mit tausend weiteren Touristen an der Kathedrale zu Fuss vorbei gedrängt haben, sehnen wir uns bereits wieder nach unserer "Panoramaterrasse" mit Blick auf die Dächer von Sevilla. Durch ein ausgedientes Militärgelände geht unsere Bike Fahrt zurück zum Standplatz. Anstatt Paella in Sevilla gibt's heute Spaghetti Napolitane im FRAME.


Sevilla: Blick vom ruhigen Stellplatz auf die Stadt

oben: Mit den E-Fatis geht's von einer Sehenswürdigkeit zur andern

unten: Neben den monumentalen Bauwerken faszinieren uns auch die monströsen Bäume


Eine gute Stunde nach Sevilla fahren wir über eine gigantische Autobahn-Grenzbrücke in unser zehntes Land seit wir mit Reisen im Expeditionsmobil begonnen haben. Zehn Länder in knapp einem Jahr, na ja, wir sind halt Langsamreisende. Portugal überrascht uns schon mal rein optisch. Das Land ist sauber! Brigitte sucht krampfhaft nach Müll. Am Strassenrand, auf leer stehenden Grundstücken, im Flussbett. Einfach nichts zu finden. Nach Marokko und Spanien sticht das wirklich sofort ins Auge. Man sieht auch an jeder Ecke Abfalleimer. Nicht einen, sondern immer gleich drei, die volle Palette für getrennte Müllentsorgung. Bravo, zehnmal Bravo an unsere lieben Portugiesen. In Marokko mussten wir unseren Abfall teilweise über eine Woche mit uns führen, bis wir einen geeigneten Ort zur Entsorgung finden konnten. Hier in Portugal brauchst du keine Minute, um den nächsten Abfalleimer auszumachen. Wir finden das grossartig. Auch sonst wirkt das Land auf uns sehr gepflegt. Die Menschen arbeiten vor ihren Häuschen im Garten oder reparieren gerade einen Zaun. Unser positiver Eindruck von Portugal verstärkt sich stündlich während unserer Fahrt quer durch die Algarve. Auch die Freundlichkeit in den Geschäften ist spürbar. Nur schade, dass unser Portugiesisch im Vergleich zu Spanisch oder Französisch nur ungenügend ist.


Typisch Algarve: Weite, saubere Strände, Sonnenschein

Kraft schöpfen aus der Schönheit der Natur

Es zieht uns sehr schnell an die Westküste der Algarve in die südwestlichste Ecke des Landes zum Leuchtturm am Cap von Sao Vicente. Für die Nacht sind die Klippen am wilden Atlantik unser Ziel. Und auch hier werden wir fündig. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob das Übernachten hier erlaubt ist. In den einschlägigen Foren lesen wir von verhängten Bussen bis zu hundertfünfzig Euro. Da wir aber keinerlei Verbotsschilder entdecken können, lassen wir es mal darauf ankommen. Nur wer wagt, kann gewinnen! Das war schon immer unsere Devise und unter dem Strich sind wir damit immer gut gefahren. Die Klippe ist atemberaubend. Hier zu stehen ist eigentlich unbezahlbar. Einmal mehr erinnern wir uns an die besten Hotels der Welt, in denen wir schon absteigen durften. Aber keines dieser Hotels kann es mit diesem Setting hier mitten in der Natur aufnehmen. Und das Grossartigste an der Sache, wir sind hier ganz alleine. Keine Menschenseele weit und breit. Der Atlantik, die Klippen und wir. Einfach phänomenal!


oben: Am südwestlichsten Punkt Portugals angekommen: Leuchtturm am Cap von Sao Vicente

unten: Unser erster Klippenstellplatz südlich der Praia do Mirouço


Das Kippenstehen kann beginnen

Gerne wären wir an diesem speziellen Ort noch ein paar Tage geblieben. Aber auch wir wollen unser Glück nicht unnötig strapazieren. Wir bedanken uns bei unseren Schutzgeistern für die ungestörte Nacht und entschuldigen unseren fehlenden Mut auch ein wenig mit der uns davon eilenden Zeit. Heute gibt es einen langen Fahrtag mit fast 300 Kilometern. Entlang der Westküste Portugals fahren wir durch üppige Landschaften, viel Wald, viel grün, so ganz anders als die Südküste. Autobahnen und Maut, wir nehmen alles in Kauf, um zügig voran zu kommen. Noch einmal finden wir einen Platz an der Küste südlich von Lissabon und geniessen das «Cliffhanging» in unseren eigenen vier Wänden. Aufwachen mit Blick aufs Meer. Kochen mit Blick aufs Meer. Blog Schreiben, Lesen, Routenplanen mit Blick aufs Meer und abends noch ein Apero beim Sonnenuntergang im Meer. So lassen sich unsere mitfühlenden Gedanken über den kalt nassen Frühling in der Schweiz doch einigermassen ertragen ;-)


Kurz vor Lissabon finden wir bereits die nächste tolle Klippe (No. 2) nahe der Praia do Rebenta Bois

Ruhig und sicher: Belem, mitten im Botschaftsviertel von Lissabon

In Lissabon holen wir dann nach, was wir in Sevilla noch vermissten. Angefangen beim gemütlichen Abendessen im Steakhouse, Besuch im Museum, Spaziergang entlang des Tejo River, Bummel in der Altstadt und selbstverständlich, da wir gerade in Belem standen, das Verkosten der köstlichen Pasteis de Belem. Aussehen tun sie ja wie leicht verbrannte Käseküchlein. Schmecken aber lieblich rahmig und auch nicht zu süss. Trifft genau Brigittes Geschmack. Selbstverständlich darf auch die fotografische Tour in Lissabon nicht fehlen. Von der Maat geht es zum Pillar 7 der "Brücke 25. April" bis hinauf zum legendären Ostbahnhof und dem wohl eindrücklichsten Trendhotel Lissabons, der Burj Al Arab Nachbildung genannt Myriad de Lisbon.


Eingang des Myriad Hotels

Stadtteil Belem:

Lissabon Zentrum:


Ostbahnhof / Estação do Oriente:


Pilar 7 Brücken Erlebnis bei der 25. April Brücke:


Wir füllen unseren Kopf mit portugiesischer Kultur und Geschichte und sind beeindruckt, dass es die Portugiesen wohl fertig gebracht haben, ihre Kolonien mehrheitlich als Handelsstützpunkte und weniger zur Ausbeutung aufzubauen. Und das weltweit, von Macau bis Botswana, von den Kap Verdischen Inseln bis Brasilien.


Enge Zufahrt zur Klippe No. 3 bei Foz do Arelho

Unsere Reise geht weiter Richtung Norden. Nach der Stadt kommt wie immer wieder die Natur. Eine schwer zugängliche Klippe in der Nähe von Foz do Arelho wird unsere nächste Station auf unserer "Atlantic Cliff-Hanging Tour". Was gibt es Schöneres, als auf einer solchen Atlantik-Klippe zu stehen und in sicherer Distanz der Brandung zuzuhören. Weitsicht ohne Ende und einen tollen Sonnenuntergang schon fast garantiert.

Zu diesem Thema gibt's ein anschauliches Drohnenvideo am Ende dieses Blogs über die Schönheiten des Klippenstehens am Atlantic mit unserem Expeditionsmobil




Standplatz an der letzten Wendemöglichkeit 30 Meter vor dem Abgrund



Danach warten wir in Nazare noch eine Nacht auf die angekündigten Monsterwellen und hoffen die wagemutigen Surfer bei ihrer «Arbeit» zu sehen. Nazare ist das europäische Hawaii und somit ein Mekka der Extremsurfer. Dank einer tiefen Meeresspalte vor der Küste entsteht hier je nach Wetter und Gezeiten ein gigantisches Naturschauspiel. Anstatt der erhofften zehn Meter Wellen werden es dann aber doch nur deren drei und mit unserer Geduld ist's schliesslich rasch vorbei. In der Zwischenzeit dürfen wir dafür die MAN Overlander Kelly und Markus a.k.a. KEMALU kennenlernen. Sie haben sich kürzlich ganz in der Nähe des Surferparadieses ein wunderschönes Haus gekauft und pendeln nun wohl häufiger zwischen ihrer ersten Heimat, dem kalten Bündnerland und dem warmen Portugal. Bravo ihr beiden, habt ihr toll gemacht und ich beneide euch dafür schon ein kleines bisschen ;-)


Gleichgesinnte in aller Welt: Viva KEMALU!

Ob Gaia oder Porto, da steckt Leben in den Gassen...

Die Zeit läuft. Porto steht an. Wir steuern auf einen grossen Stadtparkplatz eines Supermarkts, der wohl genügend Platz für Saurierfahrzeuge, wie unseres haben soll. Oporto, wie es die Einheimischen zu nennen pflegen, wird zum krönenden Abschluss unserer kurzen Portugal Durchquerung. Gaia und Porto liegen sich direkt gegenüber am Durbo Fluss und ergänzen sich vorzüglich. In Gaia geht es hauptsächlich um die Lagerung, Verkostung und Verkauf des weltbekannten Portweins. Selbstverständlich haben auch wir uns dazu hinreissen lassen, ein paar Flaschen zu kaufen. Vom Standard Twane bis zum 20-Year old sind wir nun gut mit rotem Porto bestückt. Vis-a-vis liegt Porto auf der Sonnenseite und beglückt die Touristen mit alten Kirchen und neuartigen Restaurants, Kultur, Gastronomie, Entertainment. Beim Flanieren oder Porto Trinken an der einladenden Uferpromenade wird es uns jedenfalls nie langweilig. Abends hört man die Fröhlichkeit noch weit den Fluss hinunter. Entweder sind es die Fussballfans vor den öffentlichen Flimmerkisten oder die Bachelor Männergruppen, die gerade wieder einmal mit einem Glas Bier in der Hand torkelnd das Lokal wechseln. Porto ist eine unglaublich lebendige und pittoreske Stadt und unserer Meinung nach sogar Lissabon vorzuziehen.


oben: Porto by Night unten: Ein Sardinen Shop im Zirkus-Look


Mit Selbstauslöser im brückennahen Vincci Ponte de Ferro Hotel

Santiago de Compostela (SDC) bietet sich uns im weiteren Verlauf unserer Rückreise als geeigneten Zwischenhalt zwischen Porto und dem nördlichsten Punkt der Iberischen Halbinsel an, den wir als nächstes anpeilen. Wir versuchen in Santiago die Sehnsucht der zahlreichen Pilger nachzuvollziehen, die diesen langen Jakobsweg meistern. Grosse Bewunderung für all diejenigen, die das auf sich nehmen. Ein paar wenige von ihnen haben wir in und um die Kathedrale von Santiago gesehen. Die Universitätsstadt zeigt sich uns heute in klirrender Kälte. Für Marokko Rückkehrer sind knappe zehn Grad einfach zu wenig! Warm bemützt bewundern wir die mittelalterliche Architektur und schlängeln uns in den engen Gassen bis zum Markt, wo wir noch so einige lokale Spezialitäten finden. Im Weiteren fällt uns die wunderbare Vielfalt an alten Bäumen rund um die Universität auf und somit kommen auch diese vor die Linse. Es folgt ein kurzer Abstecher hinauf zum Kulturzentrum, das im Moment unseres Besuches aber leider gerade seinen Ruhetag hat. Und schon geht es ohne viel Zeit zu verlieren zurück zum Atlantik, diesmal an die Nordküste Galiziens.




Am absolut nördlichsten Punkt der Iberischen Halbinsel

Am Ende des Tages erreichen wir den Punta de Estaca de Bares, die absolut nördlichste Klippe Spaniens, ja der gesamten Iberischen Halbinsel. Er liegt so ungefähr auf dem Breitengrad von Monaco, also koordinaten-technisch gesprochen kaum 200 Kilometer unterhalb der Südspitze der Schweiz. Wer es bis anhin noch nicht erfasst hat, Extreme ziehen uns an. Speziell wenn wir wissen, dass FRAME das schaffen kann, wovon andere nur träumen dürfen. Zugegeben, an diese Klippe kommt jeder auch zu Fuss hin. Hier aber zu übernachten und den ersten Sonnenstrahl am nördlichsten Felsen Spaniens von der wohligen Wärme eines Hüsler Nests zu geniessen, ist eben schon etwas ganz Besonderes.


Klippe No. 4 am Estaca de Bares

Das Glück ist einmal mehr mit uns und anstatt der sonst zu dieser Zeit üblichen Frühlingsstürme am spanischen Atlantik geniessen wir heute sehr gemässigtes Wetter. Stürmischere Winde sollen aber schon am kommenden Tag wieder aufkommen, Grund genug uns ab hier nun Richtung Osten aus dem Staub, respektive Wind zu machen. Bilbao und das Guggenheim Museum ist unser nächstes Ziel, das wir in drei Fahrtagen gemütlich erreichen können. Galizien, das wir nun durchqueren, ist wild und leer. Es hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem Spanien, das wir vom Süden und Südosten her kennen. Es gleicht vielmehr unseren hügeligen Voralpen, wenn man nicht gerade über die Klippen ins Meer blickt ;-). In der Nähe von Tapia de Casariego fahren wir – vermutlich zum letzten Mal – ans Meer und geniessen eine 270° Aussicht. Für ein Outdoor Dinner ist es aber heute schon zu windig, so geniessen wir die Brandung von der warmen Stube aus.


Und wieder stehen wir ganz alleine an vorderster Front: Klippe No. 5 bei Tapia de Casariego

In Bilbao fahren wir auf einen wohl neuen Stellplatz über der Stadt. Er erinnert uns stark an den tollen Platz mit Blick über Sevilla, nur hier fungiert er als offizieller Stellplatz und bietet für bescheidenes Entgelt auch etwas Service. Es hat auffallend viele Engländer und Iren hier, die uns schon ein wenig von unserer Sommertour auf der grossen Insel träumen lassen. Ich sehe zum ersten Mal ein unter EU Flagge stehendes Landeskennzeichen «NI». Nach langem Kopfzerbrechen lasse ich mich von Google erlösen: «NI» steht für Nordirland und ist demzufolge schon längst nicht mehr Teil der EU. Da hält wohl jemand krampfhaft an der Vergangenheit fest.


Guggenheim Museum Bilbao

Mit dem Bus gelangen wir hinunter in die Stadt und lassen uns am Ufer des Nervion Flusses in Richtung Guggenheim Museum treiben. Für eine Bootsfahrt ist es uns heute aber zu kalt, so besteigen wir schliesslich die Strassenbahn. Es gibt tatsächlich nur eine einzige Tramlinie, was uns vermuten lässt, dass Bilbao wohl nicht so gross ist, wie man nach dem Bekanntheitsgrad glauben könnte. Drei Stationen und schon stehen wir vor dem äusserst komplexen architektonischen Meisterwerk. Dekonstruktivismus nennt sich dieser kompliziert wirkende Baustil, dem wir bereits in Dubai mit dem ME Hotel der Melia Gruppe über den Weg gelaufen sind. Was für den Architekten einem planerischen Orgasmus auf dem Reisbrett gleichzukommen scheint, ist wohl eher ein Alptraum für jeden Bauführer. Es gibt weder klare Formen noch Strukturen, vielmehr Wirrwarr und Chaos. Eigentlich ja überhaupt nicht im Einklang mit Brigittes künstlerischer Philosophie ihrer Fotografie. Sie liebt vielmehr klare Linien, Struktur und Minimalismus. Und trotzdem scheint sie von diesem Gebäude komplett angetan zu sein. Wir umkreisen es einmal von links und dann von rechts, immer auf der Suche eines konstruktiven Fotos als Teil des dekonstruktiven Bauwerks Guggenheim.


"Maman", 9 Meter Spinnen Skulptur von Louise Bourgeois

Natürlich kommen wir nicht nur wegen des faszinierenden Gebäudes nach Bilbao, auch die Ausstellungen interessieren uns sehr. Wir haben Glück, denn heute eröffnet gerade die vorübergehende Ausstellung von Lynette Yiadom Boakye, einer talentierten afrikanischen Künstlerin. Sich neben den Kunstwerken von Miro und Koschka zu behaupten, ist wohl nicht ganz einfach, ihr gelingt das aber sehr gut mit ihrem lebendigen, farbenfrohen Stil, wie sie Menschen ihrer Umgebung malerisch festhält.



Richard Serra's Stahlskulpturen

Neben den drei temporären Ausstellungen der grossartigen Maler finden wir auch Gefallen an Richard Serra's riesigen begehbaren Stahlskulpturen. Für einmal ist es nicht die Kunst der Natur, die uns im Banne hält, sondern die menschengemachte Kunst. Unsere Sinne werden regelrecht überflutet von neuen Eindrücken, sodass wir abends nur noch hungrig geradezu aus dem Museum taumeln. Anstatt bei einer letzten Paella in Spanien landen wir aber heute in einem Gourmet Restaurant und lassen uns von einem Neun-Gänger Degustationsmenu hinreissen. Auf den Overkill der Sinne kommt nun der kulinarische Supergau. Wir sind so was von übersättigt, dass wir uns übers Wochenende in einem märchenhaften Wald kurz nach der französischen Grenze einfach wieder einmal zur Ruhe setzen.


Wüste, Klippe oder Wald. FRAME macht Wildcampen zum Hochgenuss

Der Countdown läuft. Es verbleiben noch die Osterwoche und etwas mehr als tausend Kilometer. In Bordeaux suchen wir uns einen Bioweinbauer und sind gleich einmal verblüfft. Es gibt hier nämlich unzählige davon. In der wohl bekanntesten Weinregion der Welt scheint etwas Gesundheitsbewusstsein ja wirklich schon angekommen zu sein. Das freut insbesondere meine Bio-Maus! In Saint Emilion fahren wir schliesslich auf das Chateau von Arnaud de Jacquemeau. Mutter Jacquemeau begrüsst uns herzlichst und weist uns einen schönen Stellplatz inmitten der Weinreben zu. Nach LacertA in Rumänien und Tokai in Ungarn ist dies einmal mehr ein önologisches Abenteuer und unserer Meinung nach ein unverzichtbarer Teil einer Entdeckungsreise in diesen Ländern. Ich weiss ja nicht wie legal die Weinliebhaber, die mit dem PW anreisen, nach einer Degustation das Weingut verlassen. Wir auf jeden Fall müssen uns darüber keine Sorgen machen. Wir verkosten und verkriechen uns gleich darauf in unseren FRAME. Zwei Kisten vom feinsten Bio Grand Cru und ein paar Magnums finden am nächsten Morgen noch Platz in den in der Zwischenzeit leeren Geschenkkisten.


oben: Saint Emilion, Bordeaux auf dem Chateau von Bio-Winzer Arnaud de Jacquemeau

unten: Die Grand Cru Lagerung und Abfüllung werden von uns gutgeheissen, unsere zwischenzeitlich leeren Stauboxen wieder gefüllt



Chateau de la Greffiere in La Roche-Vineuse

Und weil es so toll war, versuchen wir dasselbe zwei Tage später auch nochmals im Burgund. Westlich von Macon fahren wir zum Chateau de la Greffiere, wo wir uns für eine Verkostung angemeldet haben. Schon beim zweiten Glas merken wir aber, dass wir hier wohl nicht im Burgund angekommen sind, das wir in unseren jungen Jahren dank guten Tropfen von Gevrey-Chambertin oder Volnay gehuldigt haben. Unsere ausgesuchte Route von Bordeaux in den Schweizer Jura führt uns zu sehr südlich an den besten Burgunder Weinen vorbei. Na ja, man kann nicht immer Glück haben, repektive hätte ich hier sorgfältiger recherchieren müssen. Der Aufenthalt hoch über den Rebstöcken von La Greffiere ist aber ansonsten ein krönender Abschluss dieser rasanten Frankreich Durchquerung auf unserer Marokko Heimreise.

Auch die zweitletzte Etappe bis in den Jura verläuft ohne Zwischenfälle. Die Farbe der Kühe ändert sich allmählich von weiss auf schwarz-weiss gefleckt und es wird natürlich zunehmend bergiger. Den Zoll hätten wir glatt übersehen, wenn uns nicht die etwas andersartigen Strassenschilder aufgefallen wären. Wir sind wieder in unserer Heimat! Auf dem Parking des Planets über Bullet geniessen wir unseren letzten Marokkoreise-Abend mit herrlichem Blick über den Neuenburger See und die Waadtländer Alpen. Stalldrang macht sich nun breit und wir fahren trotz Osterfeiertag schon heute, mit einem Tag Vorsprung auf den Zeitplan, nach Hause.


Zurück in der schönen Schweiz mit Blick in die verschneiten Waadtländer Alpen (rechts nicht in Sicht ;-)

Auch unsere zweite Abenteuerreise wird uns in ewiger Erinnerung bleiben. Von den Berber im Hohen Atlas über die Kameltreiber in der nördlichen Sahara bis hin zu den naturverbundenen Fischer am nordafrikanischen Atlantik. Alle haben sie uns willkommen geheissen, alle haben sie uns einen kleinen Einblick in ihr Leben und ihre Sichtweisen gegeben. Zusammen mit den wundervollen Eindrücken von Mutter Natur sind wir auch auf dieser Reise ein grosses Stück reicher und erfahrener geworden. Inspiriert und dankbar können wir es kaum erwarten, wenn wir diesen Sommer zu unserem nächsten Abenteuer starten. Auf geht's zu den grossen Inseln im Norden nach Schottland, Shetland und Irland!


Nächstes Abenteuer - Sommer 2023: Schottland, Shetland & Irland

3.1 Dem nassen Frühling entkommen




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