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1.1 Prolog durch Österreich

Aktualisiert: 15. Okt. 2022


Gerüstet, geladen, abfahrbereit

Vier Wochen sind es her, seit wir die Schweiz verlassen haben und auf unsere Jungfernfahrt Richtung Ungarn/Rumänien gestartet sind. Der allererste Tag führte uns über wohlbekannte Strassen via Walensee nach Dornbirn. Der erste Boxenstopp über der Grenze war dem hoffnungsvollen betanken zu vorteilhafteren Dieselpreisen gewidmet. Auch eine österreichische SIM Karte musste her und das von unserem Hersteller empfohlene Kühlmittel, das ganz und gar nicht in der Schweiz zu finden war.


Der anfänglich starke Regen - den wir tröstend als Abschiedstränen auffassten - wich zum Glück schon sehr bald den prognostizierten Aufhellungen, so dass wir unsere Besorgungen im Trockenen verrichten konnten.


Auf dem Weg ins Allgäu

Endlich ging es aus der Stadt hinaus in uns nun unbekanntes Territorium. Wir fahren in den Nordosten, Richtung Allgäu. Die Grenze zu Deutschland liess erstaunlich lange auf sich warten. Wir genossen aber jede Minute, jeden Kilometer in dieser wunderbaren Landschaft. Zuerst also noch im nordwestlichsten Zipfel des Vorarlbergs und dann schon bald im Oberallgäu.


Bekanntenbesuch in Nesselwang stand am Ziel der ersten Etappe auf dem Plan. Und obschon in der zweiten Tageshälfte auch in dieser Region schlecht Wetter angesagt war, fuhren wir sogar bei etwas Sonnenschein am Zielort ein. Ich brauche Freisteh-Camper nicht zu erzählen, dass die Standplatzsuche am Ende eines anstrengenden Reisetages immer mit etwas Stress verbunden ist. In Nesselwang durften wir aber ohne Umwege auf den uns empfohlenen Platz am Dorfrand fahren. Kein Stress und ein wirklich toller Platz, der auch für unseren Achteinhalbtönner gut zu bewerkstelligen war.

Am Ende des allerersten Reisetags: Station Nesselwang

Wir freuten uns schon lange auf ein währschaftes allgäuisches Abendessen. Und so genossen wir sowohl unsere nette Gesellschaft, wie auch das leckere Essen am Ende dieses ersten Reisetages.


Der weitere Verlauf unserer Österreichdurchfahrt war gespickt mit Verwandten- und Bekanntenbesuchen. Die Route führte uns vorbei am Chiemsee und sogleich zurück ins Ösiland. Generell vermeiden wir Autobahnen, denn wir wollen ja im gemütlichen Tempo reisen, was von der Landschaft sehen und vor allem auch mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt kommen. Autobahnen sind also nie bevorzugt. Rund um Salzburg machen wir aber eine kleine Ausnahme. Wir biegen aber schon kurze Zeit später wieder auf die Landstrassen in Richtung Wolfgangsee.



Alte Erinnerungen werden wach, als wir diesen wundervollen türkisblauen See wiedersehen.

Nach einem obligatorischen Stoppover in St.Gilgen geht es dann auf richtig enge Strassen vorbei am Mond- und Attersee. Unsere Fahrzeugbreite von 2m30 erweisen sich als unproblematisch, selbst auf den hiesigen schmalen Strassen ohne Mittelstreifen. Einzig um die doch ziemlich weit herausstehenden Rückspiegel macht sich mein Copilot immer wieder mal Sorgen. Unbegründet, wie sich bis heute herausstellt.


Zentraler Übernachtungsplatz in Vöcklabruck

Tagesziel der dritten Etappe war Vöcklabruck. Auch hier standen wir zentral auf einem empfohlenen grossen Parkplatz. Und schon gab es den ersten Ruhetag. Tag vier wurde nicht gefahren. Zumindest nicht im Unimog. Umso abwechslungsreicher ging es dafür einen Tag aufs Segelschiff unseres Freundes auf den Attersee. Welche Wonne! Das Schaukeln ist zwar ganz ähnlich wie auf unseren luftgefederten ISRI Sitzen im Unimog. Die Schräglage bei straffem Wind ist aber unübertreffbar. Das Fenderbaden oder vielmehr das Fenderbodyboarding bei gefühltem Tempo 40 hat durchaus auch seinen Reiz.


Grabner Boot: FAME Adventure künftig auch zu Wasser?

Bei soviel Wasseraktivtät mag es nicht erstaunen, dass wir am folgenden Tag noch in Haag bei Grabner Boote vorbeigeschaut haben. Mit einem Kajak oder Kanu liebäugeln wir schon seit geraumer Zeit. Wir wollten die Gelegenheit unserer Durchreise nutzen und uns die Qualitätsboote in rot/schwarz mal genauer anschauen. Die Begeisterung blieb selbstverständlich auch nach einer Probefahrt auf dem Firmeneigenen Testgewässer. Ob wir hingegen bereit sind, den notwendigen Platz für ein solches Schlauchboot auf unseren Abenteuer bereitzustellen, wird diese Jungfernfahrt noch zeigen müssen. An der im Unimog standardmässig mitgeführten Druckluft wird es ja nicht fehlen. Zirka 100 Liter Fassungsvermögen könnten aber durchaus auch sonst sinnvoll genutzt werden.


Nach den Gewässern waren nun Berge angesagt. Auf engen steilen Strassen ging es von nun an südwärts in die Steiermark. Und hier der nächste Tipp für Freisteher. Wenn du nichts findest, fahr mal zum Friedhof. Da gibt es meist nicht nur reichlich Platz, zur Not sogar auch Wasser! In Admont fanden wir unser Glück zwischen Friedhof und dem Stift, welches nicht nur durch seine grosse Bibliothek fasziniert.


Und schon nähern wir uns Brigitte's Verwandschaft. Noch über's Gaberl und wir fahren in Köflach ein, wo wir uns für ganze drei Tage installieren. Für Reisende wie uns sind drei Tage an einem Ort ja eher die Ausnahme. Aber wir konnten und wollten der Einladung einfach nicht widerstehen und wurden unserm super-confy Hüsler Bett für drei Nächte untreu.



Radtour ob Piber

Kurz vor der geplanten Fahrradtour mussten wir mit Schrecken feststellen, dass

eines unserer Fat-Bikes einen Wackelkontakt am Regler hatte. Somit war das Schalten in die E-Unterstützungsgänge unmöglich und für uns dadurch auch die Radtour. Aber wozu hat man den die lieben Verwandten. Selbstverständlich wurde umgehend ein Ersatz E-Bike bereitgestellt und los ging es auf eine wundervolle Tour rund um Köflach. Und wer sich da auskennt, der weiss, dass die Lippizaner Pferde allesamt aus Piber stammen, was sich für uns als idealer Rastort auf halber Tour anbot.


Zurück in Köflach mussten wir erst mal überlegen, wie wir nun als Reisende am ehesten zu einem Ersatzteil für unser E-Fati kommen. Denn mit der Adresse «Frame on Tour» tut sich nicht nur die Post schwer. Zum Glück haben wir auch für die Bikes einen äusserst verlässlichen Freund seit Kindesalter. Er organisierte im Handumdrehen das benötigte Teil. Aber wohin soll er es denn senden? Der nächste Fixpunkt für uns war Wien. Bis dahin verblieb aber nicht genug Zeit. Danach wollten wir das eigentliche Abenteuer in Ungarn starten. Wo wir wohl wann sein würden? Keine Ahnung. Zumindest nicht genau. Wir legten uns auf den Plattensee ganz im Westen Ungarns fest. Postlagernd wäre so der erste Gedanke. Mein zweiter war aber das Overlander Forum. Und siehe da, innerhalb von einem halben Tag bekamen wir von einem uns bis dahin unbekannten Forenmitglied eine Adresse am Plattensee. Passt! Und schon kann das kleine Packet mit dem Fatbike Regler versendet werden. Eine knappe Woche später dürfen wir es bei so liebenswürdigen Sachsen bei einer Tasse Kaffee entgegennehmen. Warum so anonym postlagernd senden, wenn es auch über neue Freundschaften geregelt werden kann…


Besuch bei der Künstlerin Elisabeth Brodatsch in Neurath/Südsteiermark

Nach einem kurzen Abstecher in die faszinierende Südsteiermark fanden wir uns in Oberwart zum langersehnten Offroad Training ein. Unser Fahrzeug im Gelände kennenzulernen war das Ziel. Das heisst die Grenzen des Fahrzeugs und natürlich auch unsere eigenen Grenzen als Fahrer ausloten.

Dass die fahrtechnischen Grenzen des Unimogs sehr hoch sind, war für uns schon lange kein Geheimnis mehr. Diese sprichwörtlichen Alleskönner Eigenschaften waren ja schliesslich auch der Grund, warum es für uns ein Unimog werden sollte und nicht ein herkömmlicher Reise-LKW.


Unsere fahrerseitigen Grenzen - oder nennen wir es mal unser fahrtechnisches Können und den Mut im Gelände Extremsituationen zu meistern - sollten ja eben durch ein professionelles zweitägiges Einzelcoaching optimiert werden.


Was wir in den Kurstagen erleben durften, kann schlecht in Worte gefasst werden. Selbst die Bilder dazu vermitteln nur sehr ansatzweise, was unser Unimog und vor allem wir durchgemacht haben. Von 100% Steigung zu 30% Schräglage, von 45% Böschungswinkel und Rückwärtsfahren im Steilhang. Von Fahrzeugverschränkungen, Fahren mit Achssperren, in der Arbeitsgruppe, rückwärts, vorwärts, rutschen, driften und ja schwitzen, ganz viel schwitzen, alles inklusive. Neben unseren Kenntnissen und Fähigkeiten hat es umso mehr auch unser Vertrauen in die Maschine und uns selbst gestärkt. Auf jeden Fall fühlen wir uns nun mal gewappnet für unsere Abenteuer in den Karpaten und sonst wo. Aber wie so oft kommen die Skills mit der Erfahrung. Learning by doing und den Mut es auch wirklich zu machen ist nun angesagt.

Offroad Training: Inspektion Fahrzeug

Auch wenn "man" nicht mehr raufkommt, der Mog schaffts
Offroad Training: Schräglage

Unsere letzte Station in Österreich war also Wien. Mit Brigitte, einer Österreicherin im Herzen an Wien vorbeizufahren ist in etwa wie die Maus vom Käse abzuhalten. Also fahren wir mit unserem Schwergewicht gleich mitten in die Hauptstadt. Keine Angst, nichts unerlaubtes natürlich. Zum Glück sind wir ja trotz unserer Grösse als Wohnmobil zugelassen. Hier sind wir dann zum ersten Mal auf einen offiziellen Stellplatz gefahren, obschon wir bezüglich Strom komplett autark sind, aber die Wasser Ver- und Entsorgung geht da natürlich sehr einfach.


Auch in Wien wurden wir von unendlich netten Freunden empfangen und fürstlich bewirtet. Wenn Brigitte bei der dritten Runde Rum noch immer nicht nein sagt, dann war das ein fantastisch gemütlicher Abend, mal ganz abgesehen vom fantastischen philippinischen Rum. Schweren Herzens verabschieden wir uns nach zwei Tagen wieder von unseren Österreichischen Freunden, aber voller Vorfreude auf Ungarn. Jetzt sollen unsere Abenteuer ja erst wirklich beginnen.

Froschi, unser Cockpit Maskottchen, leuchtet uns immer den Weg im Dunkeln

Ein Bett im Sonnenblumenfeld. wie hier nähe Pinkafeld

Das Ziel: Jeden Tag den Fussohlen den Horizont zeigen

Oft im Einsatz: Druckluftkissen zur Nivellierung

Ein Leben ohne Unimog ist möglich, aber sinnlos

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